BfG-Festveranstaltung: Kooperation ist der Schlüssel zur Bewältigung der großen Herausforderungen an den Gewässern

24.10.2023

240 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Lehre und zahlreichen Institutionen kamen mit aktiven und ehemaligen Beschäftigten der BfG am 5. Oktober im Kurfürstlichen Schloss Koblenz zusammen, um 75 Jahre gemeinsames Wirken für die Gewässerkunde zu würdigen. Ein Veranstaltungsrückblick sowie eine Bildergalerie lassen die „BfG-Geburtstagsfeier“ auch im Nachgang miterleben.

Eingang zur Festveranstaltung
Quelle: BfG, Artur Lik Eingang zur Festveranstaltung

Auf dem Programm der Festveranstaltung standen offizielle Grußworte, Fachvorträge und eine Podiumsdiskussion zu den zukünftigen Anforderungen an die Ressortforschung. Zu den Höhepunkten zählten die Festansprache von Bundesminister Dr. Volker Wissing sowie der Gastvortrag der Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Dr. Inge Paulini.

Aus Stadt und der Region waren u. a. MdB Dr. Thorsten Rudolph, Bürgermeisterin Ulrike Mohrs und der Präsident der SGD, Wolfgang Treis anwesend. Mit dabei waren auch der Präsident der Hochschule Koblenz, Prof. Dr. Stoffel sowie der Präsident der Universität Koblenz, Prof. Dr. Stefan Wehner.

Eindrücke von der Veranstaltung finden Sie in unserer Bildergalerie bzw. im Veranstaltungsbereich unserer Jubiläums-Website.

Verkehrsminister würdigt die Arbeit der BfG-Belegschaft

v.l.n.r.: Bundesminister Dr. Volker Wissing (BMDV), Dr. Birgit Esser (BfG), Dr. Dirk Engelbart (BMDV).
Quelle: BfG, Artur Lik v.l.n.r.: Bundesminister Dr. Volker Wissing (BMDV), Dr. Birgit Esser (BfG), Dr. Dirk Engelbart (BMDV).

Bundesminister Dr. Volker Wissing richtete sich bei seiner Festansprache direkt an die BfG-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter und nannte viele konkrete Beispiele, die für die erfolgreiche Arbeit der BfG stehen: Er spannte den Bogen von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel, ein gesteigertes Umweltbewusstsein, die ökologische Durchgängigkeit, den DAS-Basisdienst, die Arbeit für die gesamte Verkehrsinfrastruktur im BMDV-Expertennetzwerk, über die Wasserstandsvorhersagen bis hin zur Verbindung von Wissenschaft und Praxis in der alltäglichen Beratung. In guter Erinnerung war ihm durch seinen Besuch der BfG im Juli 2022 noch die Leidenschaft der BfG-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Bearbeitung ihrer Themen geblieben: „Es sind Einrichtungen wie diese, geprägt von Menschen wie Ihnen, die unser Land zu Erfolg führen. Die Aufgaben vor denen wir stehen, die Transformation, das alles gut hinzubekommen, ist eine Herkulesaufgabe. Wenn man anschaut, mit welcher Leidenschaft unsere Fachleute an die Sache herangehen, dann kann man etwas mitnehmen. Und das ist Optimismus, dass wir das gut schaffen werden.“

Persönliche und wertschätzende Grußworte

Dr. Inge Paulini (BfS) während ihres Gastvortrags.
Quelle: BfG, Artur Lik Dr. Inge Paulini (BfS) während ihres Gastvortrags.

Die Festansprache hielt Bundesminister Dr. Volker Wissing vor der anschließenden Podiumsdiskussion. Zu Beginn der Veranstaltung wurden weitere persönliche und sehr wertschätzende Grußworte der Auftraggeber und Kooperationspartner der BfG gehalten.

  • Dr. Miriam Haritz (BMUV), Leiterin der Unterabteilung „Wasserwirtschaft, Gewässerschutz, Bodenschutz“ bezog sich in ihren Grußworten konkret auf mehrere Beispiele der guten Zusammenarbeit, u. a. NHWSP
    schutzprogramm, den WasserBLIcK, NIWIS und das zukünftige NTS-Portal. Dem BfG-Bericht zum Fischsterben an der Oder verlieh sie das Prädikat „lesenswertes Nachschlagewerk, aus dem wir viel für die Zukunft lernen können“. Sie würdigte die Mitarbeit der BfG in den zahlreichen Gremien der internationalen Flussgebietskommissionen, die für die Sichtbarkeit Deutschlands und die erfolgreiche Zusammenarbeit ausschlaggebend sei, und resümierte: „Ihre Arbeit ist wirklich ein Beispiel für gelungene ressortübergreifende Zusammenarbeit.“
  • Dirk Schwardmann, Vizepräsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS), schloss sich der Wertschätzung für die Arbeit der BfG an: „Mit ihrer Expertise erarbeiten Sie vorausschauend und flexibel, praxisorientierte Lösungen, die für die Projekte der Wasserstraßen und Schifffahrtsverwaltung an Bundeswasserstraßen wesentliche Grundlagen sind. Insoweit setzen wir Ihre Expertise in der Praxis um.“ Er betonte, dass der ganzheitliche Blick der BfG der WSV Handlungsperspektiven für langfristig geplante Maßnahmen eröffne. Dabei bezog er sich auch auf die Projekte „Living Lahn“ und das „Bundesprogramm Blaues Band Deutschland“.
  • Für Dr. Birgit Fritz-Taute, Vorsitzende der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA), bedeuteten 75 Jahre BfG in erster Linie Kontinuität, „denn wir haben hochkomplexe Systeme, wir brauchen hervorragende Kenntnisse, wir brauchen lange Messreihen, sonst können wir die Systeme weder verstehen noch erfassen, noch etwas Neues überlegen, wenn sich Bedingungen ändern.“ Für sie stand fest, dass die LAWA sich mit sehr vielen Themen beschäftigt, bei denen sie die BfG braucht, „bei denen die BfG ein sehr wichtiger Partner ist“. In ihren Beispielen bezog sie sich auf die erforderlichen Entscheidungshilfen, die die Politik insbesondere angesichts der Anpassungsoptionen an den Klimawandel benötigt. Ganz besonders hob sie die Rolle der BfG beim Management von großen Datenmengen und Portalen wie dem WasserBLIcK hervor.
  • Dr. Inge Paulini, Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), bezog sich in Ihrem Gastvortrag auf die Rolle und den Auftrag der Ressortforschung. In vielen Bereichen brauche es heute „echte Transformationen“. Und genau an dieser Stelle komme die Ressortforschung ins Spiel. Ganz wichtig sei dabei Kommunikation, die vom Gegenüber ausgehe und auf Augenhöhe stattfinde, die erklärend sei und nicht belehrend. „Kommunikation ist ein ganz zentraler Faktor für erfolgreiches politisches und gesellschaftliches Handeln.“, so Dr. Paulini. „Vertrauen muss durch verständliche transparente Kommunikation immer wieder erarbeitet werden. Das ist richtig harte Arbeit.“ An die Ressortforschung adressiert Sie ihr Fazit, dass Kommunikation am besten im Miteinander gelingt.

Fachliche Dialoge auf der Bühne geben Einblicke zum Wirken der BfG für und mit der Praxis

v.l.n.r.: Moderatorin Dr. Antje Grobe (Dialog Basis), Dr. Enno Nilson (BfG), Marc Daniel Heintz (IKSR), Petra Herzog (BfG), Co-Moderator Maximilian Klose (Dialog Basis).
Quelle: BfG, Artur Lik v.l.n.r.: Moderatorin Dr. Antje Grobe (Dialog Basis), Dr. Enno Nilson (BfG), Marc Daniel Heintz (IKSR), Petra Herzog (BfG), Co-Moderator Maximilian Klose (Dialog Basis).

Dass Kooperationen für die Fortschritte rund um die Gewässer essentiell sind und wie sich Forschungsstärke und Praxis zusammenbringen lassen, zeigten Mitarbeitende der Bundesanstalt im „Tandem“ mit ausgewählten Kooperationspartnern. Vor den Fachgesprächen gab jeweils eine Abteilungsleitung bzw. deren Stellvertretung einen Überblick zu einem von vier großen Themenkomplexen:

  1. Extremereignisse und Klimawandel: Petra Herzog, BfG, Abteilungsleiterin „Quantitative Gewässerkunde“; Dr. Enno Nilson, BfG, Referat Wasserhaushalt, Vorhersagen und Prognosen; Marc Daniel Heintz, Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR), Geschäftsführer
  2. Gewässer lebendig entwickeln: Uwe Schröder, BfG, stellvertretender Abteilungsleiter „Ökologie“; Mareike Bodsch, Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV), Leiterin des Wasserstraßen-Neubauamtes Aschaffenburg; Dr. Matthias Scholten, BfG, Referat Tierökologie, Leitung der Projektgruppe „Ökologische Durchgängigkeit“
  3. Schad- und Spurenstoffe in Gewässern: Prof. Dr. Thomas Ternes, BfG, Abteilungsleiter „Qualitative Gewässerkunde“; Dr. Friederike Vietoris, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucher-schutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), Leiterin der Abteilung „Wasserwirtschaft, Gewässerschutz“; Dr. Arne Wick, BfG, Referatsleiter „Gewässerchemie“
  4. Wasser – eine wichtige globale Ressource: Dr. Johannes Cullmann, Weltorganisation für Meteorologie (WMO), Direktor der Abteilung „Klima und Wasser“; Harald Köthe, BfG, Direktor des Internationalen Zentrums für Wasserressourcen und Globalen Wandel (ICWRGC); Viktoria Apitzsch, Auswärtiges Amt (AA)

Alle Fachgespräche zeichneten sich dadurch aus, dass die Beteiligten anhand relevanter Ereignisse an den Bundeswasserstraßen die konkrete Zusammenarbeit und vor allem die konkreten Verbesserungen für die Gewässer aufzeigten. Einen sehr praxisorientierten Einblick in die Zusammenarbeit gab bspw. Marc Daniel Heintz (IKSR) und berichtete vom Aufbau eines länderübergreifenden Niedrigwassermonitorings in Zusammenarbeit mit der BfG.

Die Referentinnen und Referenten nutzten die Chance, dem Publikum die wirkungsvolle Arbeit der BfG anschaulich und konkret zu vermitteln. Und es wurde dank der Art der gemeinsamen Präsentation gut nachvollziehbar, dass der persönliche Kontakt wichtig ist, um unsere Gewässer in einen besseren Zustand zu bringen. Von den „Früchten“ jahrelanger Zusammenarbeit erzählte etwa Dr. Friederike Vietoris (LANUV). In Ihrem Vortrag skizzierte sie exemplarisch anhand von BfG-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sie in ihrer fast 30-jährigen Karriere in der Wasserwirtschaft kennenlernte, wie Methoden, Erkenntnisse, Datenbanken und Monitoringsysteme der BfG die Arbeit auf Länderebene bereicherte.

Dass die Zusammenarbeit manchmal auch ein zähes Ringen um die beste Lösung sein kann, davon berichteten Mareike Bodsch (WSV) und Dr. Matthias Scholten (BfG) im Fachgespräch zum Thema „Gewässer lebendig entwickeln“. „Die gewässerökologische Entwicklung und die Aufgaben zum sicheren Erhalt und Betrieb unserer Wasserstraßen sind keine konkurrierenden Aufgaben. Sie sind integrativ zu bearbeiten und zu denken“, fasst Frau Bodsch die Chance zusammen, die sich aus der vertrauensvollen Zusammenarbeit beider Behörden ergibt.

Ressortforschung als wichtiger Berater der Politik

v.l.n.r.: Joachim Holstein (Duisburger Hafen AG und Mitglied des BÖB), Dr. Inge Paulini (BfS), Moderatorin Dr. Antje Grobe (Dialog Basis), Dr. Birgit Esser (BfG), Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl (Universität Koblenz), Dr. Dirk Engelbart (BMDV).
Quelle: BfG, Artur Lik v.l.n.r.: Joachim Holstein (Duisburger Hafen AG und Mitglied des BÖB), Dr. Inge Paulini (BfS), Moderatorin Dr. Antje Grobe (Dialog Basis), Dr. Birgit Esser (BfG), Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl (Universität Koblenz), Dr. Dirk Engelbart (BMDV).

Welche Anforderungen zukünftig an die Ressortforschung im Allgemeinen und die BfG im Konkreten gestellt werden, wurde auf der abschließenden Podiumsdiskussion thematisiert. Mit Blick in die Praxis stellte Joachim Holstein, Duisburger Hafen AG, Konzernbeauftragter Binnenschifffahrt, klar, dass es angesichts von klimabedingt vermehrten Niedrigwasser-Ereignissen verlässliche Prognosen braucht, denn die Branche insgesamt ist besorgt angesichts der höheren Volatilität der Wasserstände. Dr. Dirk Engelbart (BMDV) bestätigte anhand des Beispiels Niedrigwasser, dass sich viele Fragen stellen und es hohe Nutzungskonflikte gäbe.

Die wissenschaftliche Politikberatung, die Antworten auf die zentralen Fragestellungen formuliert, müsste zukünftig stärker in alle Richtungen kommunizieren, auch in Richtung der Allgemeinheit. Eine adressatenspezifische, transparente und verständliche Wissenschaftskommunikation ist für Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl, Universität Koblenz, der Weg der Zukunft. Dass es nicht immer auf die Kommunikation ankommt, sondern auch ganz praktische und akute Umsetzungsprobleme bestehen, skizzierte ein Publikumsbeitrag. Er verdeutlichte, dass die Umsetzung von Bundesverkehrswegeplan-Projekten schon heute durch den Fachkräftemangel erheblich erschwert werde.

Dr. Birgit Esser spricht über die BfG – gestern, heute und morgen.
Quelle: BfG, Artur Lik Dr. Birgit Esser spricht über die BfG – gestern, heute und morgen.

Dr. Birgit Esser schloss die Veranstaltung mit dankenden Worten. Sie schloss damit auch den Kreis zu ihrer Eröffnungsrede, in der sie den interministeriellen Auftrag der BfG sowie ihr Wirken über die Jahrzehnte skizzierte. Der Titel des Vortrages lautete “Die BfG – gestern, heute und morgen”. In ihrer Rede nahm die Leiterin die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte der BfG, angefangen bei den Wurzeln in der Preußischen Landesverwaltung, die sich seinerzeit insbesondere mit der Wassermengenbewirtschaftung beschäftigte, hin zu einer integrativ und interdisziplinär arbeitenden Ressortforschungseinrichtung.

Frau Esser betonte, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten zwar der Arbeitsgegenstand, die Team-Aufstellung, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und natürlich auch die technischen Rahmenbedingungen änderten. Das Selbstverständnis der BfG jedoch gleich blieb, nämlich „immer mindestens einen Schritt voraus zu sein. Den Mut zu haben Altes hinter sich zu lassen und Neues zu erkunden. Immer mit dem Ziel des Erkenntnisfortschritts und der Innovation.“

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