Bei der Beurteilung des Zustands von Gewässern sind Sedimente als Lebensraum mit einer artenreichen Biozönose und als Ort zahlreicher Umsetzungsprozesse von sehr hoher Bedeutung. Durch menschliche Aktivitäten gelangen verschiedene Stoffe in die Gewässer und liegen dort gelöst in der wässrigen Phase oder gebunden an Schwebstoffen oder Sedimenten vor.
Bei Baumaßnahmen an Bundeswasserstraßen werden oft die an der Gewässersohle abgelagerten Sedimente bewegt oder umgelagert. Sind die Sedimente belastet, können in ihnen gebundene Schadstoffe freigesetzt werden und die Lebensgemeinschaften im Wasser beeinträchtigen.
Um dies zu vermeiden, wird vor einer Baggergutverbringung eine Gefährdungsabschätzung entsprechend den Handlungsanweisungen HABAB-WSV 2017 und GÜBAK 2009 vorgenommen. Dabei untersucht das Referat G3 die ökotoxikologischen Wirkungen mit Biotestverfahren. Im Bedarfsfall erfolgen auch Untersuchungen zur Bioakkumulation an repräsentativen Tierarten. Bei diesen Biotests werden Arten unterschiedlicher Trophieebenen herangezogen, um die Belastungspotenziale gegenüber typischen Vertretern einer modellhaften aquatischen Lebensgemeinschaft zu charakterisieren.
Im Gegensatz zu chemischen Analysen einzelner Stoffe können Bioteste den integralen Einfluss von Stoffen auf biologische Systeme abbilden, also die kombinierte Wirkung bioverfügbarer Stoffe anzeigen. Bioteste erfassen auch synergistische, additive oder antagonistische Effekte. Bei der Untersuchung werden aus den Sedimentproben zunächst wässrige Testgüter (Porenwasser und Eluat) erzeugt. Diese werden dann schrittweise verdünnt, bis ab einer bestimmten Stufe keine Beeinträchtigung der Modellorganismen mehr zu beobachten ist. Je nach Salzgehalt der Sedimentprobe bzw. der Salinität der Umlagerungsstelle kommt eine marine oder limnische Biotestpalette zum Einsatz. Bei den Biotestpaletten werden Normverfahren eingesetzt, um die Reproduzier- und Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten.