Die BfG ist das gewässerkundliche Institut des Bundes. Sie erbringt Politikberatung für das BMDV, aber auch das BMUV und verschiedene Bundesressorts und –behörden. Sie berät zugleich die operativ zuständige öffentliche Verwaltung zu infrastrukturellen, wasserwirtschaftlichen und naturschutzfachlichen Fragestellungen, in erster Linie die Wasserstraßen und Schifffahrtsverwaltung (WSV) rund um die Bundeswasserstraßen, auch im Bereich der Küste. Weitere Bundes- und Landesinstitutionen kommen als Auftraggeber hinzu. Zum Beratungskontext zählen auch die von der BfG betriebene operative wissenschaftliche Dienste und Vorhersagesysteme.
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bearbeiten auf Grundlage ihrer interdisziplinären Fachexpertise aktuelle gesellschaftspolitische und wissenschaftliche Herausforderungen. Klimawandel, stoffliche Gewässerbelastung und Biodiversitätsverlust sind nur einige Beispiele. Die BfG leistet ihren Beitrag zur umweltgerechten Entwicklung und verlässlichen Nutzung der Wasserstraßen, und zwar mit
- Ihrem breiten Wissen über die Ressource Wasser in Bezug auf Wasserquantität, Wasserqualität und Ökologie
- einem umfassenden Verständnis von den operativen Aufgaben vor Ort, bis hin zu wissenschaftlichen Auswirkungsprognosen und -projektionen für wesentliche Fragestellungen
- einem interministeriellen Mandat und ihrer transdisziplinären Ausrichtung,
- ihrer Rolle als nationalem und globalen Datenzentrum Wasser
- einer von wirtschaftlichen und parteipolitischen Interessen unabhängigen Beratung
Die BfG bereitet somit Politik und Gesellschaft vorausschauend auf kommende Herausforderungen vor.
Dabei handelt die BfG häufig im Spannungsfeld zwischen politischen und verwaltungspraktischen sowie wirtschaftlichen und umweltbezogenen Zielsetzungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen ihr Know-How ein, um belastbare Gutachten, Leitlinien und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Diese Beratungstätigkeit erfordert interdisziplinäres, also fachübergreifendes, Wissen und kontinuierliche Innovation. Wesentliche Grundlage unserer Beratungs- und Begutachtungstätigkeit auf dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik ist deshalb auch die eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit.
Beratung für das BMDV und die WSV
Die BfG ist zuständig für die Bereitstellung von wissenschaftlichen Beratungs- und Dienstleistungen vornehmlich für das BMDV und die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV). Die BfG unterstützt das Ressort bei der Beantwortung gewässerkundlicher und umweltbezogener Fragestellungen und berät zudem bei der Entwicklung langfristiger Strategien mit Bezug auf die Bundeswasserstraßen. Das operative Management der Bundeswasserstraßen ist Aufgabe der WSV. Die BfG berät die WSV mit gesetzlichem Auftrag in allen gewässerkundlichen und umweltbezogenen Grundsatz- und Einzelfragen zu Betrieb, Unterhaltung und Ausbau der Wasserstraßen, seit der Einführung neuer gesetzlicher Regelungen auch unter wasserwirtschaftlichen Aspekten. Im Rahmen von Bau- und Managementmaßnahmen an Bundeswasserstraßen fungiert die BfG nicht nur als Berater des Vorhabensträgers. Bei Planfeststellungsverfahren und in gerichtlichen Verfahren tritt die BfG auch als unabhängiger Obergutachter auf. Für alle Beratungsleistungen nutzen die Mitarbeitenden der BfG ihr übergreifendes und umfassendes Prozess- und Systemverständnis und ihre Erkenntnisse aus der Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Um die Funktionsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur der Bundeswasserstraßen zukunftsorientiert zu gewährleisten, vermitteln und etablieren sie Methoden, die die komplexen Zusammenhänge von Fluss und Auen im Zuge der unterschiedlichen Nutzungen integrieren.
Beispielhaft für Beratungs- und Dienstleistungen steht die Entwicklung von international anerkannten Standards, die in praxisnahe Arbeitshilfen für die WSV münden; weiterhin sind die Anpassung der Verkehrsinfrastruktur an den Klimawandel und die Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie an Bundeswasserstraßen zu nennen. Auch zur Freisetzung von – und Belastung mit – Schadstoffen bei der Bewertung von Baustoffen, Baggergut und Sedimenten und zur Erfassung von schifffahrtsbedingten Schadstoff- und Geräuschemissionen erbringt die BfG Beratungsleistungen für die WSV. Zusammen mit der WSV und auf Basis der von der WSV bereitgestellten Pegelmessungen betreibt die BfG ein komplexes Wasserstands- und Abflussvorhersage-System für die Nutzer der Bundeswasserstraßen und andere Anwendungen. Das BMDV finanziert weitere, von der BfG wahrgenommene Bundesaufgaben wie den Betrieb des Global-Runoff-Datacenter (GRDC), die Luftüberwachung der Meeresverschmutzungen und die radiologische Überwachung der Bundeswasserstraßen. Bei Letzterem ist die BfG gemäß Strahlenschutzvorsorgegesetz als Messstelle des Bundes für den Betrieb eines bundesweiten Messnetzes und die Überwachung der Bundeswasserstraßen auf Radionuklide in Wasser, Schwebstoff und Sediment zuständig und nimmt die Funktion einer Leitstelle wahr. Hier besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Die BfG kooperiert eng mit den anderen Behörden im Geschäftsbereich des BMDV. Für die Beratung der WSV setzt die BfG dauerhaft einen markanten Teil ihres Budgets rund 40 Prozent ein, hinzu kommen rund 30 Prozent für Politikberatung des BMDV einschließlich der Grundsatzaufgaben für die Bundeswasserstraßen
Interministerielles Mandat
Seit ihrer Gründung besitzt die BfG ein interministerielles Mandat. Neben dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) berät die BfG daher auch weitere Ressorts der Bundesregierung, insbesondere das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). In geringerem Umfang beauftragen weitere Ressorts und auch die Länder die BfG.
Das Themenfeld Wasser gewinnt zunehmend an gesamtgesellschaftlicher Bedeutung und z. B. hydrologische und gewässerökologische Extremereignisse und Fragen des Klimawandels rücken verstärkt in das Blickfeld von Politik und Öffentlichkeit. Dabei ist das Themenfeld Wasser für viele Politikbereiche von Bedeutung, weshalb die BfG ihre traditionelle Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen aus anderen Ressorts intensiviert und erweitert. Hier sind z. B. Themen wie Energieversorgung, Trinkwassergewinnung, Landnutzung, nachhaltige Wassernutzung und Wassermanagement international zu nennen.
Beratung für das BMUV
Die BfG berät das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Bereich der Wasserwirtschaft sowie der nationalen und grenzüberschreitenden Wasserkooperation.
Aufgaben wie das Messprogramm zur Überwachung der Gewässergüte grenzüberschreitender Flüsse sowie der Küstengewässer gehören ebenso dazu wie das Berichtsportal WasserBliCK, die internationale Zusammenarbeit im Bereich Wasser, der Beratungs- und Modellierungsdienst des Nationalen Hochwasserschutzprogramms (NHWSP) und die Bereitstellung des webbasierten Planungsassistenten (eNHWSP), die Schwebstoffprobenahme für die Umweltprobenbank des Bundes (UPB), das Nationale Niedrigwasserinformationssystem (NIWIS) sowie das Datenportal für die Bereitstellung von Ergebnissen zur Gewässerbelastung mit Spurenstoffen (NTS-Portal).
Der Schutz der Gewässer im Sinne der europäischen Richtlinien hat in den beiden letzten Jahrzehnten immer größere Bedeutung erlangt. Das gilt national wie auch grenzüberschreitend für die Bearbeitung wasserwirtschaftlicher Fragestellungen. In diesem Kontext vertritt die BfG vielfach den Bund in internationalen Gremien auf Flussgebiets-, EU- und globaler Ebene. Im Rahmen der Überwachungsprogramme der Internationalen Kommissionen zum Schutz der grenzüberschreitenden Flüsse (Rhein, Mosel, Saar, Elbe und Oder) übernimmt die BfG im Auftrag des BMUV Aufgaben bei der Zusammenführung, Auswertung und Bewertung von Messdaten. Das BMUV bindet die BfG auch bei krisenhaften Umweltereignissen ein. Dann führt die BfG adhoc- Messkampagnen durch, und unterstützt das BMUV, indem Handlungsoptionen aufgezeigt und die Ergebnisse Dritter einordnet werden. Bei der Umsetzung der Nationalen Wasserstrategie der Bundesregierung wirkt die BfG beratend mit und übernimmt eigenständig Aufgaben. Die Maßnahmen im Beratungsportfolio für das BMUV haben zur Hälfte Forschungscharakter. Die BfG arbeitet im Rahmen der BMUV-Beratung eng mit dem Umweltbundesamt (UBA) und Bundesamt für Naturschutz (BfN) zusammen.
Eine Übersicht zu den Aufgaben hinsichtlich des BMUV-Maßnahmenprogramms finden Sie in der Projektsuche.
Weiterführende finden Sie auf den untergeordneten Seiten des Bereiches „berät“.
Bund-Länder Kooperation
Die Aufgabenfelder der BfG befinden sich in einem stark föderal geprägten Umfeld. Das liegt daran, dass die Zuständigkeit für wasserwirtschaftliche Aufgaben in vielen Bereichen bei den Bundesländern liegt. Unser Einsatz für die Vernetzung mit und zwischen den Bundesländern hat das Ziel, bessere Grundlagen für Forschungs- und Prognoseleistungen zu schaffen und die gemeinsame Handlungsfähigkeit im Krisenfall zu erhöhen. Die BfG wirkt als Bindeglied zwischen Bund und Ländern in gewässerkundlichen Belangen. Damit tragen wir wesentlich zum Aufbau einer einheitlichen Datenbasis bei, die von Forschung, Verwaltung, wasserbaulicher Praxis und Öffentlichkeit gleichermaßen genutzt werden kann.
Beispiele
Bund und Bundesländer sind für ihre Entscheidungen gleichermaßen auf wasserwirtschaftliche Informationen und Daten angewiesen. Zudem obliegt dem Bund, vertreten durch das BMUV, beispielsweise die EU-Berichterstattung zu den wasserbezogenen Richtlinien. Um diese staatlichen Aufgaben im Bereich des Daten- und Informationsmanagement effizient umzusetzen, haben sich der Bund und die Bundesländer auf den gemeinsamen Betrieb einer Internetplattform verständigt. Die BfG hat in Abstimmung mit der Bund-/Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) die Organisation sowie den operativen Betrieb der Plattform WasserBliCK übernommen. Damit steht den Wasserwirtschaftsverwaltungen aller Verwaltungsebenen eine effiziente, gemeinsame IT-Infrastruktur zur Verfügung, die die typischen Widrigkeiten föderaler Strukturen im Informations- und Datenaustausch überwindet. Die zentral bereitgestellten, bundesweit standardisierten Dienste werden auch außerhalb der staatlichen Verwaltungen genutzt.
Der Beratungs- und Modellierungsdienst NHWSP / eNHWSP der BfG liefert mit der Betrachtung der überregionalen Wirksamkeit der Maßnahmen für das Nationale Hochwasserschutzprogramm (NHWSP) wesentliche Grundlagen für einen effizienten Hochwasserschutz und einen zielgerichteten Mitteleinsatz. Er unterstützt somit den Bund bei der Umsetzung des NHWSP in seiner Koordinierungsfunktion. Die BfG bereitet zudem den Aufbau eines Datenportals für die Bereitstellung von Ergebnissen zur Gewässerbelastung mit Spurenstoffen vor, die mit Methoden des Non-Target-Screening gewonnen werden. Mit dem Aufbau dieses Datenportals wird ein neues Managementinstrument der chemischen Gewässerüberwachung für die Länder und den Bund geschaffen, mit dessen Hilfe die chemischen Belastungen aktuell und retrospektiv betrachtet und bewertet werden können. Vorangetrieben durch die Dürreereignisse der Jahre 2018, 2019 und 2020 wird im Auftrag des BMUV und in Abstimmung mit den Ländern außerdem ein bundesweit einheitliches, nutzergruppenspezifiziertes Niedrigwasserinformationssystem (NIWIS) an der BfG in Zusammenarbeit mit den Ländern entwickelt und aufgebaut. Das System soll ab 2025 als zentraler Daten- und Informationsknotenpunkt für Bund, Länder und andere Nutzende dienen und Informationen für Entscheidungen webbasiert bereitstellen.