Monitoring, Beweissicherung, Funktionskontrollen

Biberspuren
Source: BfG Biberspuren

Es kann aus unterschiedlichen Gründen erforderlich werden, die Entwicklung von Vegetationsbeständen zu untersuchen. So können die Planfeststellungsbehörden der WSV vegetationskundliche Untersuchungen anordnen, um beispielsweise

  • im Rahmen der Beweissicherung Prognosen zu überprüfen, die für Eingriffsermittlungen, FFH-Verträglichkeitsuntersuchungen oder Artenschutzbeiträge aufgestellt wurden oder
  • die Entwicklung von Kompensationsmaßnahmen zu überprüfen (Funktionskontrollen)

Außerdem führt das Monitoring ausgewählter Vegetationseinheiten zu wissenschaftlichen Ergebnissen, die dann z. B. Grundlage sind für künftige Auswirkungsprognosen oder die erfolgreiche Durchführung von Kompensationsmaßnahmen sind. Das Referat U3 führt diese Untersuchungen teilweise selbst durch oder erarbeitet entsprechende Untersuchungsprogramme. Außerdem begleiten wir die Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter bei der Durchführung solcher Leistungen. Das beinhaltet z. B. die

  • Erarbeitung von Untersuchungsprogrammen und ihre Abstimmung mit den Naturschutzbehörden
  • Unterstützung bei der Vergabe
  • Betreuung externer Gutachter
  • Bewertung der Ergebnisse

Beispiele aus der Praxis sind

  • die Durchführung von Erfolgskontrollen zur Extensivierung von Grünland auf Kompensationsflächen an der Tideelbe (Grünlandtagebuch an der Unter- und Außenelbe)
  • die Analyse der räumlichen Veränderungen ufernaher Röhrichte im Bereich der Tideelbe
  • ökologische Kontrollbilanzen für Stauhaltungen am Main-Donau-Kanal und an der Donau
  • Funktionskontrollen für Kompensationsmaßnahmen an verschiedenen Bundeswasserstraßen
  • die Analyse von Röhrichtentwicklung an stauregulierten Bundeswasserstraßen (Main bei km 152, Hasloch)

Datenbankgestütztes Grünlandtagebuch zur Dokumentation der Bewirtschaftung

Das Grünlandtagebuch ist eine GIS-gestützte Anwendung zur Analyse der Bewirtschaftung von Grünländern, z. B. für die Förderung von Entwicklungszielen wie der Artenvielfalt. Es kommt an der Unter- und Außenelbe zum Einsatz. Für die Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe 1999/2000 hat das Referat U3 den landschaftspflegerischen Begleitplan erarbeitet. Es begleitet auch die landschaftspflegerische Ausführungsplanung, die zum großen Teil aus Kompensationsmaßnahmen zur Extensivierung von Marsch- und Auengrünland besteht. Das Grünland, früher meist intensiv als Weide oder Mähweide genutzt, wird extensiviert, um mesophiles artenreiches Grünland und die dort typischen Wiesenvögel zu fördern. Die ab dem Jahr 2000 nach und nach umgesetzten Maßnahmen beinhalten Vernässungen, einen Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel und Regelungen zur Bodenbearbeitung bzw. zu Art und Umfang von Beweidung und Mahd. Laut Planfeststellungsbeschluss müssen die Kompensationsmaßnahmen einer Erfolgskontrolle unterzogen werden. Das geschieht unter anderem anhand vegetationskundlicher Indikatoren, wie z.B. der Zunahme seltener, nässeabhängiger Pflanzen oder dem vermehrten Artenreichtum.

Grünlandtagebuch: Auswertekarte
Source: Bundesanstalt für Gewässerkunde Auswertekarte des GIS-gestützten Grünlandtagebuches

Das Grünlandtagebuch dokumentiert die unterschiedlichen Bewirtschaftungsauflagen und die tatsächliche Bewirtschaftung der einzelnen Flächen. Für die 7 Maßnahmengebiete, rund 450 Parzellen und 1.000 ha Gesamtfläche ist das eine Aufgabe, die auf althergebrachte Weise, d.h. per Hand auf Papier, nur schwer zu lösen ist. Deswegen haben wir ein GIS- bzw. Datenbank-gestütztes Grünlandtagebuch entwickelt. Es reduziert nicht nur den Aufwand, sondern bietet auch den Vorteil einer weitgehend automatisierten Auswertung der komplexen Zusammenhänge. Unterschiedliche Interpretationen des Datenbestandes sind so schnell, einfach und genau möglich. Die Datenbank besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen:

  • Statischer Teil, der die zeitlich unabhängigen Daten enthält: Parzellengrenzen, Kataster- und Pachtinformationen sowie Bewirtschaftungsauflagen usw.
  • Dynamischer Teil, der zeitlich abhängige Daten enthält, die i. d. R. einmal monatlich ergänzt werden: Auskunft des Besatzes, der Mahd, Ausnahmegenehmigungen zu einem definierten Termin

Weitere Vorteile des GIS-gestützten Grünlandtagebuches:

  • Einfache Datenein- und ausgabe, kartengestützt oder über Datenbank
  • Parzellenscharfe Erfassung der Bewirtschaftungsdaten (Art, Intensität)
  • Jahresbericht mit Zusammenfassung, Kommentierung und Kontrollmöglichkeit
  • Ausgabe als pdf-Datei oder in gedruckter Form
  • Standardauswertungen über Routinen schnell und einfach (z. B. Karte der Viehdichte)
  • Individuelle Auswertemöglichkeiten für spezielle Untersuchungen (z. B. Einfluss der Beweidungsart auf die Vegetation), wie im Schachblumen-Monitoring in der Haseldorfer/Wedeler Marsch

Röhrichtentwicklung an stauregulierten Bundeswasserstraßen

Pflanzenbestand des Ufers
Source: Bundesansalt für Gewässerkunde Uferbestand bei gelenkter (links, Röhricht) und ungelenkter Sukzession (rechts, Erlen)

Röhrichte sind Teil unserer natürlichen Gewässerlandschaft und Lebensraum für viele seltene Tierarten. Sie sind nach BNatSchG geschützt. An stauregulierten Bundeswasserstraßen kommen sie, verglichen mit anderen Biotoptypen, eher selten vor. Das liegt unter anderem an den verhältnismäßig steilen und häufig stark befestigten Ufern sowie an der Wellenbelastung durch die Schifffahrt. Weitere Gründe für die Seltenheit der Röhrichte sind Nutzungen in Ufernähe und die Verdrängung durch andere Pflanzen; an stauregulierten Gewässern ist dies vor allem die Gehölzkonkurrenz.

Kartierung, Legende, Foto
Source: Bundesanstalt für Gewässerkunde Biotop Hasloch, Flachwasserzone: Entwicklung eines Rohrkolbenröhrichts bei ungelenkter Sukzession auf Standorten, die für eine Gehölzentwicklung zu nass sind. Dauerflächen-Untersuchung 2003 (links oben und Foto) und 2006 (rechts oben). Deutlich zu erkennen: wasserseitige Ausbreitung des Rohrkolbens, von Land fortschreitende Sukzession. Blaue Punkte: innerhalb eines Sommers neu aufgewachsene Rohrkolben-Sprosse.

Möchte man also vermehrt Röhricht an den Wasserstraßen ansiedeln, müssen zunächst geeignete Standorte geschaffen werden. Besonders erfolgversprechend sind hier wellen- und strömungsberuhigte Flachwasserzonen mit flachen Ufern. Möglich ist die Anlage solcher Strukturen z. B. im Zuge von Kompensationsmaßnahmen. Die Ansiedlung von Röhricht war auch bei der Uferstrukturierung des rechten Mainufers bei Hasloch (Main-km 151,96 bis 152,56) ein Aspekt. Es wurde ein parallel zum Main verlaufender Flachwasserbereich angelegt, der über zwei Durchlässe mit dem Main verbunden ist. Das Ziel: an den flachen Ufern des neu entstandenen Gewässers sollte sich Röhricht etablieren. Doch nach Fertigstellung der Baumaßnahme im Jahr 1997 entwickelte sich zunächst ein sehr dichter Erlenbewuchs, der die ersten Initiale der gewünschten Röhrichtgesellschaft uterdrückte. Um das Röhricht zu fördern, schneiden Mitarbeiter der WSV in Absprache mit der BfG seit 1999 die Gehölze an einem Uferabschnitt regelmäßig zurück (gelenkte Sukzession). An einem anderen Uferabschnitt überlässt man die Ufergehölze der ungestörten Entwicklung (ungelenkte Sukzession). Neben Schilf- und Rohrglanzgrasröhricht entwickelte sich in der Flachwasserzone ein Rohrkolbenröhricht.

Von 1999 bis 2008 haben wir, zusammen mit einem Planungsbüro, die Vegetationsentwicklung unter gelenkter und ungelenkter Sukzession mittels Dauerflächen und Transekten beobachtet. Erste Ergebnisse zeigen: unter gelenkter Sukzession konnte sich Röhricht entwickeln, der Gehölzrückschnitt muss aber in den meisten untersuchten Uferabschnitten fortgesetzt werden. Auf den Abschnitten mit freier Sukzession hat sich zunächst ein monoton strukturierter Erlenbestand entwickelt. Dieser wird sich jedoch mit zunehmendem Alter der Erlen differenzierter entwickeln – unter anderem wegen des Wegfalls einzelner Bäume durch Konkurrenz und der Aktivität des Bibers. Die Entwicklung des Rohrkolbenröhrichts in der Flachwasserzone wird in der Abbildung dargestellt.

Funktionskontrollen von Kompensationsmaßnahmen

Feuchtbiotopkomplex als Kompensationsmaßnahme; Main: Bereich Neuer Hafen Würzburg
Source: WNA Aschaffenburg Feuchtbiotopkomplex als Kompensationsmaßnahme; Main: Bereich Neuer Hafen Würzburg

Baumaßnahmen an Bundeswasserstraßen können sich auf Naturhaushalt und Landschaftsbild auswirken. Kompensationsflächen dienen dazu, die unvermeidbaren erheblichen Beeinträchtigungen auszugleichen bzw. zu ersetzen. Dabei legt der landschaftspflegerische Begleitplan fest, welche ökologischen Funktionen die Kompensationsflächen übernehmen sollen. Das Erreichen dieser Funktionen wird in bestimmten Fällen durch sog. Funktionskontrollen untersucht, d. h. die erreichte ökologische Wirksamkeit der Kompensationsmaßnahmen wird überprüft (BMVBS, BfG 2006). Das Referat U3 ist bei solchen Untersuchungen häufig beteiligt, wobei sein Beitrag von der begleitenden Beratung über die Konzeption des Monitoringprogramms bis hin zur Durchführung des Monitorings selbst reichen kann.

Ein Beispiel sind die im BfG-Bericht 1541 dargestellten „Untersuchungen zur ökologischen Wirksamkeit landschaftspflegerischer Kompensationsmaßnahmen an der Mosel“. Bei den hier untersuchten Kompensationsmaßnahmen handelt es sich vor allem um uferbegleitende Flachwasserzonen mit Flächengrößen von 0,8 - 2 ha. Sie wurden zwischen 1994 und 2004 morphologisch, vegetationskundlich und faunistisch untersucht und haben sich überwiegend positiv entwickelt. Wertgebend aus vegetationskundlicher Sicht sind v. a. die Wasserpflanzengesellschaften sowie auwaldartige Gehölze.

Ein weiteres Beispiel ist die Dokumentation der „Vegetationsentwicklung der Kompensationsfläche „Neuer Hafen Würzburg“ von 1991 bis 2007 (Main-km 248,225 - 248,825, rechte Seite). Die Kompensationsfläche (s. Abb.), ein Mosaik aus Inseln, Auengewässern, Flutrinnen und einem terrestrischen Bereich mit unterschiedlichen Geländeformen und Substraten, wurde 1988 angelegt und hat sich erfolgreich entwickelt. Hier hat sich bis 2007 ein Komplex von Biotoptypen herausgebildet, zu denen artenreiche Auengehölze, Auengewässer und eine vom Eisvogel besiedelte Steilwand gehören.

Literatur: BMVBS (Hrsg.), BfG (2006): Empfehlungen für Erfolgskontrollen zu Kompensationsmaßnahmen beim Ausbau von Bundeswasserstraßen. Bonn (eingeführt mit EW25/ EW24/52.08.02/ 32 VA 00 vom 1. Sept. 2000)

Ansprechpersonen

Uwe Schröder Dipl.-Geogr.

Referatsleitung Head of Department

Referat U3 Vegetationskunde, Landschaftspflege

Phone: +49 261 1306-5140

E-Mail * uwe.schroeder@bafg.de

Dr. Andreas Sundermeier Dipl.-Geoökol.

Vegetationsökologe Vegetation Ecologist

Referat U3 Vegetationskunde, Landschaftspflege

Phone: +49 261 1306-5151

E-Mail * sundermeier@bafg.de

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