Laterale Konnektivität ist der Austausch zwischen Fluss und den angrenzenden terrestrischen Lebensräumen. Für das Ökosystem „Flussufer“ ist die Vernetzung zwischen diesen Lebensräumen von besonderer funktionaler Bedeutung. Ufertypische Habitatstrukturen an Wasserstraßen entstehen durch das komplexe Zusammenspiel biotischer und abiotischer Faktoren. Durch den Gewässerausbau und verstärkte anthropogene Nutzung von Uferflächen kam es zum Verlust von natürlicher Dynamik und ufertypischen Habitatstrukturen sowie zu einer deutlichen Abnahme der Biodiversität in diesen Lebensräumen.
Veranlassung
Die bisherigen Erkenntnisse zur ökologischen Wirkungsweise von Ufersicherungen wurden hauptsächlich an bestehenden und der im FuE-Vorhaben eingerichteten Versuchsstrecke am Rhein gewonnen. Es fehlt eine umfassendere Betrachtung der Ufer an Bundeswasserstraßen als ökologisch wirksames Bindeglied zwischen aquatischen und terrestrischen Lebensräumen. Mit dem Projekt soll das ökologische Potenzial verschiedener, für Bundeswasserstraßen typischer Uferstrukturen dargestellt und bewertet werden. Hierzu werden Biodiversitätsparameter und Nahrungsnetzcharakteristika von relativ naturnahen Ufern mit ingenieurbiologischen Ufersicherungen und technischen Ufersicherungen (Schüttsteindeckwerke) vergleichend betrachtet. Untersuchte Flusssysteme sind Main, Weser und Aller. Untersuchte Organismen sind Vegetation, Laufkäfer, Spinnen, Makrozoobenthos, Vögel, Fledermäuse, Fischotter und Biber.
Ziele
- Bewertung des ökologischen Potenzials verschiedener für Bundeswasserstraßen typischer Uferstrukturen
- Ableitung von Empfehlungen für die wasserwirtschaftliche Unterhaltung und die ökologische Entwicklung von Ufern in Haupt- und Nebenstrecken
Ergebnisse
Bisherige Ergebnisse zeigen einen deutlichen Einfluss des Flusssystems auf die vorhandene Artenzusammensetzung von Vegetation und Fauna an verschiedenen Ufertypen. In der Vegetation zeigt sich dies sowohl in den Gesamtartenzahlen als auch in den verschiedenen Gruppen der Vegetation, wie geschützten und gefährdeten Arten sowie Stromtalarten. Ufer ohne Steinschüttung und mit einer größeren Morphodynamik zeigen tendenziell mehr ufertypische Pflanzenarten. Bei den bisherigen faunistischen Untersuchungen wird zwischen aquatischen und terrestrischen Ergebnissen unterschieden. Die aquatische Fauna wird in Bezug auf die Artenzusammensetzung und Abundanz stark durch das Flusssystem beeinflusst. Die Artengemeinschaften der Spinnen und Laufkäfer aller Ufertypen ähneln sich an Aller und Weser mehr als am Main. Es ist eine Tendenz zu erkennen, dass die Artengemeinschaften in den Auwaldrelikten anders zusammengesetzt sind als in den übrigen Ufer- und Auenbereichen.
Ausblick auf die nächsten Jahre
- Vorhandene Daten zu Vegetation und Fauna werden weiter ausgewertet und in einer vergleichenden Beurteilung der Ufertypen zusammengeführt.
- In U3-interner Kooperation sollen verschiedene Ökosystemleistungen (u.a. CO2-Speicherung, Phosphor- und Nitratretention) bilanziert werden.
- In Zusammenarbeit mit der Universität Münster sind Publikationen (u.a. zu Biodiversitätsanalysen von Laufkäfern und Spinnen) mit Daten des Projektes in Vorbereitung.
- Präsentation der Projektergebnisse auf verschiedenen Vortragsveranstaltungen
Projektpartner
- Universität Münster, Insitut für Landschaftsökologie, AG Tierökologie
- Universität Koblenz-Landau, Institut für Integrierte Naturwissenschaften
- Universität Duisburg-Essen, Abteilung aquatische Ökologie
- Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH