Die verfügbaren Wasserressourcen Deutschlands sind auf verschiedenen Zeitskalen in einem ständigen Wandel. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel ist es daher wichtig, sich auf die veränderten Anforderungen an die Nutzung der Wasserressourcen einzustellen und entsprechend vorzubereiten. Dr. Dorothe Herpertz, stellvertretende Leiterin der BfG, und Petra Herzog unterstrichen in ihrem Eröffnungsplädoyer die zentrale Bedeutung der Wasserressourcen für unsere Gesellschaft. Herzog, die die Abteilung „Quantitative Gewässerkunde“ leitet, betonte, dass die Wasserressourcen die Grundlage für nahezu alle Bereiche des Lebens darstellten und es in Deutschland auch keine Selbstverständlichkeit mehr sei, jederzeit, an jedem Ort qualitätsgesichert diese zur Verfügung zu haben. „Es liegt im Wesen der BfG bei derartigen systemischen Themen konstruktiv mitzuarbeiten. Als Ressortforschungseinrichtung mit interministeriellem Mandat übernehmen wir hier Verantwortung und stellen nicht nur unser Wissen und unsere Fähigkeiten bereit, sondern führen auch alle relevanten Akteure, wie z.B. in diesem Kolloquium zusammen.“
Dabei standen die Themenkomplexe "Nationale Wasserstrategie", "Vorsorgende Klimaanpassungsstrategie" und der "Aktionsplan Niedrigwasser Rhein" im Mittelpunkt der Veranstaltung. Zunächst gab Dr. Britta Ammermüller vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUV) einen umfassenden Überblick über die Nationale Wasserstrategie und freute sich über das breitaufgestellte Veranstaltungsprogramm und den fachlichen Austausch.
Politik legt Grundlagen für die Wasserwende
Im Anschluss erläuterten Vertreter/-innen der Fachbehörden von Bund und Ländern, welche Maßnahmen sie ergreifen können, um die Wasserressourcen nachhaltig zu sichern. Der Deutsche Wetterdienst und die BfG stellten vorhandene und in Entwicklung befindliche Datengrundlagen zu den zu vergangenen und zu erwartenden Temperatur- und Niederschlagsregimen bzw. den Veränderungen der verfügbaren Wasserressourcen vor. Das Umweltbundesamt berichtete, mit welchen Aktivitäten die Behörde gezielt die Arbeitsschwerpunkte der Nationalen Wasserstrategie angeht. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe präsentierte ein innovatives und öffentlich zugängliches Informationssystem zur aktuellen und zukünftigen Entwicklung der Grundwasserstände in Deutschland. Das Thünen-Institut zeigte Modellvorstellungen zur Deckung zukünftiger landwirtschaftlicher Bewässerungsbedarfs. Auf großes Interesse stieß auch der Beitrag des Statistischen Bundesamtes zum Thema Datenerhebung und Berichterstattung zur Wasserstatistik und Wassergesamtrechnung.
Neben den Datengrundlagen wurden auch regionale und lokale Herausforderungen und Lösungsansätze angesprochen. Am Beispiel der Trockenregion Unterfranken zeigten Vertreter/-innen der bayerischen Länderbehörden, wie herausfordernd konkrete Umsetzungsfragen zu Strategien des Bundeslandes im Spannungsfeld zwischen legitimen Nutzungsinteressen, einem steigenden Nutzungsdruck und zunehmend schwierigen hydrologischen Verhältnissen sind. Der Wasserverband Hessisches Ried stellte eine Machbarkeitsstudie zur Rheinwasseraufbereitung vor, die unter den Rahmenbedingungen des Klimawandels wesentlich zur Deckung der Wasserbedarfe in Teilen Südhessens beitragen könnte. Die BfG berichtete anhand von mehreren Fallbeispielen aus dem norddeutschen Tiefland und der oberen Havel, wie Kooperationsnetzwerke mit Beteiligten aus Bund, Ländern und regionalen Akteuren konkret zusammenarbeiten, um zukunftsfähige regionale Wasserbewirtschaftungsstrategien zu entwickeln.
Per Video schaltete sich Prof. Dr. Günter Blöschl von der TU Wien und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der BfG zu. In seinem Vortrag zeigte der Hydrologe, wie neue Aspekte aus der Wissenschaftsdisziplin der Soziohydrologie die etablierten Ansätze des "Integrierten Wasserressourcenmanagements" ergänzen und das Verständnis zur komplexen wechselseitigen Abhängigkeit von menschlichem Handeln und wasserwirtschaftlichen Rahmenbedingungen vertiefen können. Zum Abschluss richtete Prof. Marianela Fader von der Ludwig-Maximilians-Universität München den Blick auf die hydrologischen Herausforderungen auf globaler Skala und in internationalen Kontexten.
Zum Abschluss des Kolloquiums betonte Dr. Thomas Maurer, BfG-Referatsleiter Wasserhaushalt, Vorhersagen und Prognosen, dass Wasserbewirtschaftung die wohl grundlegendste Kulturtechnik der Menschheit überhaupt sei. Diese stelle die Versorgung mit Wasser in ausreichender Menge und Güte sicher. „Besonders große Herausforderungen bestanden immer dann, wenn es zu relativ größeren Veränderungen der Bedarfe und/oder des Dargebots kam. So stellt sich auch heute angesichts des Klimawandels wieder verstärkt die Frage, ob und in welchem Ausmaß weitere Anpassungen der Wasserbewirtschaftung erforderlich sind. Die Nationale Wasserstrategie ist Ausdruck davon. Der gestrige und heutige Austausch hat wertvolle Impulse zu ihrer Umsetzung gegeben, zu der die BfG und ihre Partner mit ihren gebündelten Expertisen beitragen können.“
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