BfG liefert Datengrundlage für den WMO-Bericht zum Zustand der globalen Wasserressourcen (13.12.2022)
Abflusstrends 2021 aus dem Bericht “State of Global Water Resources 2021”
Quelle: Weltorganisation für Meteorologie (WMO)
Am 29. November 2022 veröffentlichte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ihren ersten Zustandsbericht über die globalen Wasserressourcen.
Der BfG-Mitarbeiter und Leiter des Weltdatenzentrums Abfluss (Global Runoff Data Centre, GRDC), Ulrich Looser, war an der Erstellung und Überprüfung des Bewertungsberichts beteiligt. Darüber hinaus flossen u. a. GRDC- Beobachtungsdaten zum Abfluss von Flüssen und Bodenfeuchtedaten des ISMN in den Bericht ein. In einem schriftlichen Interview gibt Ulrich Looser einen Überblick zum Inhalt des WMO-Berichts, ordnet die Bedeutung ein und beschreibt den Beitrag der BfG.
Frage: Herr Looser, können Sie kurz zusammenfassen, was der Bericht über die globalen Wasserressourcen aussagt?
Ulrich Looser ist seit 2007 Leiter des Weltdatenzentrums Abfluss.
Der Zustandsbericht der WMO liefert neue Einblicke in die globale Verfügbarkeit von Süßwasser in verschiedenen Teilen der Welt. Ein präziser Überblick über die Wasserverfügbarkeit in den verschiedenen Kompartimenten des hydrologischen Kreislaufs fehlt bislang als Orientierungshilfe für Entscheidungsträger. Der aktuelle Zustandsbericht beschränkt sich vorerst auf die Bewertung von Abflussmengen, terrestrische Wasserspeicherung und die Kryosphäre. In Zukunft sollen jedoch auch das Grundwasser, die Bodenfeuchte und die Wasserqualität in Flüssen berücksichtigt werden. Wesentliches Ziel des Berichts ist es, die Auswirkungen des Klimawandels, des ökologischen und gesellschaftlichen Wandels auf die Wasserressourcen der Erde aufzuzeigen sowie eine nachhaltige Bewirtschaftung der globalen Süßwasserressourcen zu unterstützen.
Frage: Wie steht es um die globalen Wasserressourcen im Jahr 2021?
Dürren, extreme Überschwemmungen, unregelmäßige saisonale Niederschläge und ein beschleunigtes Abschmelzen von Gletschern: Der Klimawandel wirkt sich häufig auf die Verfügbarkeit von Wasser aus und beeinflusst in der Folge ganze Volkswirtschaften und Ökosysteme. Der Bericht zeigt deutlich auf, dass große Gebiete der Erde im Jahr 2021 trockenere Bedingungen als normal verzeichneten. Wesentliche Gründe waren der Klimawandel und ein La Niña-Ereignis. In der Folge waren weite Teile der Welt mit einem unterdurchschnittlichen Abfluss konfrontiert. Die Fläche der Regionen, die unter Wasserarmut litten, war vergangenes Jahr etwa doppelt so groß, verglichen mit dem 30-jährigen hydrologischen Mittel. Der Bericht ist damit eine deutliche Mahnung an die Menschheit und ihren Umgang mit dieser lebenswichtigen Ressource.
Frage: An wen richtet sich der 33-seitige Zustandsbericht?
Der Bericht liefert führenden Politikern/-innen, Entscheidungsträgern/-innen sowie Bürgerinnen und Bürgern der Welt erstmals Informationen über den Zustand der Wasserressourcen. Das Dokument ist damit ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu genauen Wasserdaten und Frühwarnsystemen in Vorbereitung auf die Wasserkonferenz der Vereinten Nationen 2023, die COP28 und die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Aber auch die Wissenschaft profitiert inhaltlich und methodisch von dem Zustandsbericht.
Welche fachlichen Arbeiten waren für die Erstellung des Berichts nötig?
Die Vorbereitung des Berichts für 2021 stützte sich weitgehend auf simulierte Daten aus hydrologischen Modellen und Fernerkundungsdaten von Satellitenmissionen. Diese wurden mit Beobachtungsdaten verglichen und validiert. WMO-Generalsekretär Prof. Petteri Taalas betonte jedoch, dass der Bericht von noch umfangreicheren hydrologischen Informationen profitiert hätte. Dieser Einschätzung schließe ich mich an. Herr Taalas rief die Mitgliedstaaten außerdem dazu auf, mehr hydrologische Informationen im Einklang mit der einheitlichen Datenpolitik der WMO weiterzugeben. Dabei würdigte er die Bedeutung und den Beitrag der Globalen Datenzentren, wie dem GRDC, ISMN oder GWDC.
Wie wirkte die BfG an der Erstellung des Zustandsberichts mit?
Bedienoberfläche des GRDC-Data-Download Portal
Quelle: GRDC
Die Klassifizierung der Wassereinzugsgebiete für die globale Abflussanalyse der Bewertung basiert auf dem sog. WMO Basins and Sub-Basins-Datensatz des GRDC. Darüber hinaus wurden GRDC-Beobachtungsdaten zum Abfluss von Flüssen für die Validierung der simulierten Fluss-Abflussdaten aus globalen hydrologischen Modellierungssystemen verwendet. Auch die Daten des International Soil Moisture Network (ISMN) des an der BfG angesiedelten Internationalen Zentrums für Wasserressourcen und globalen Wandel (ICWRGC) wurden durch den BfG-Mitarbeiter Matthias Zink für den Bewertungsbericht herangezogen. Persönlich war ich an der Erstellung und Überprüfung des Bewertungsberichts beteiligt.